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Harninkontinenz

Die Harn-Inkontinenz

Harn- bzw. Darm-Inkontinenz und eine Senkung des Beckenbodens bzw. der Geschlechtsorgane ist für viele Frauen ein großes Problem. Harn-Inkontinenz – ungewollter Harnabgang – ist ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. Jede fünfte Frau, die in die Praxis des Frauenarztes/der Frauenärztin kommt, klagt über eine „schwache“ Blase, über Harn-Inkontinenz. Inkontinenz betrifft alle Altersgruppen, nimmt jedoch mit wachsendem Alter zu. Darunter leiden mehr Frauen als Männer, denn Inkontinenz hat oft geschlechts-spezifische Ursachen. Eine Senkung des Uterus bzw. der Blase ist die häufigste Ursache, weshalb beide Thematiken eng verbunden sind.

Die verschiedenen Arten von Inkontinenz

Belastungs-(Streß-)Inkontinenz
Dies ist die am häufigsten diagnostizierte Form von Inkontinenz (50 Prozent aller Betroffenen). Bei plötzlicher Bewegung (Lachen, Husten, Niesen, Springen), aber auch bei körperlicher Belastung (Heben von schweren Gegenständen) kommt es dazu, dass ein wenig Harn abgeht.
Schuld an dieser Inkontinenz ist ein ungenügender Harnröhrenverschluß, was sehr oft mit einer Senkung der Gebärmutter bzw. der Scheide korreliert.

Mischformen
Bei 20 Prozent der Frauen, die an Harn-Inkontinenz leiden, wird eine Mischform von Belastungs- und Drang-Inkontinenz diagnostiziert.

Überlauf-Inkontinenz
Hierbei fehlt der warnende Harndrang. Die Blasenmuskeln arbeiten nur mangelhaft oder gar nicht. Erst wenn die Blase überfüllt ist, wird der Blasenverschluss „gesprengt“: Die Blase läuft über und es kommt zu unfreiwilligem Harnverlust bei großen Restharnmengen. Diese Form der Inkontinenz führt zwangsläufig zu einer Überdehnung der Blase und meistens zu einem Rückfluss von Urin in die Nieren. Da die vermehrte Restharnbildung die Gefahr von häufigen Harnwegsinfektionen birgt, führt dieser Rückfluss von Urin in die Nieren zu zusätzlichen irreversible Nierenschädigungen.

Drang-(Urge-)Inkontinenz
Diese Form der Inkontinenz wird am zweithäufigsten diagnostiziert (30 Prozent aller Betroffenen). Hier leidet die Patientin unter einem plötzlich auftretenden Harndrang, der kaum zu kontrollieren ist und oft sofort zum Entleeren der Blase führt, auch, wenn diese nur teilweise gefüllt ist. Jede Form des Blasenreizes – da genügt schon eine Tasse Kaffee, ein Glas Wasser, ein Spaziergang in der Kälte – und schon stellt sich ein leichtes Dranggefühl ein. Viele Frauen haben nur dann eine Drang-Inkontinenz, wenn sie besonders unter Streß stehen oder besonders aufgeregt sind. Dann sind Blase und Schließmuskel nervlich bedingt überreizt. Eine solche Drang-Inkontinenz kann in seltenen Fällen das erste Anzeichen einer Nervenkrankheit sein (z.B. Multiple Sklerose).

Reflex-Inkontinenz
Auch bei der Reflex-Inkontinenz ist kein Harndrang zu spüren. Die Blasenmuskeln ziehen sich jedoch schon bei geringen Harnmengen selbständig zusammen, und das führt zum Urinabgang.
Sowohl bei der Überlauf- als auch bei der Reflex-Inkontinenz liegen meist schwere Schädigungen der Nerven im Rückenmarkbereich vor. Die Behandlung der Reflex-Inkontinenz und der Überlauf-Inkontinenz gehört immer in die Hand von Neuropelveologen, Urologen und/oder Neurologen.

Die verschiedenen Behandlungen von Inkontinenz

Die Beckenboden-Gymnastik
Sie hilft Frauen, die über die Zeit beanspruchten Beckenboden-Muskeln wieder zu kräftigen und ist somit eine therapeutische Maßnahme, aber vor allem eine Prophylaxe bei Frauen nach einer vaginalen traumatischen Geburt.

Medikamentöse Behandlung
Da die Elastizität des Bindegewebes in direktem Zusammenhang mit deren Östrogenisierungszustand unterliegt, kann eine Streß-Inkontinenz eine hormonelle Ursache haben. Nach den Wechseljahren wird von den Eierstöcken das Hormon Östrogen nur in sehr geringen Mengen produziert. Genügend Östrogen ist jedoch wichtig, um die Schleimhäute in der Blase und Harnröhre elastisch und feucht genug zu halten und gut zu durchbluten. Somit kann eine Hormonbehandlung auch rein lokal in der Vagina mit – oft natürlichen – Östrogenen helfen, und stellt eine optimale Vorbereitung dar, wenn eine Operation insbesondere bei Senkung vorgesehen ist. Spezielle Medikamente – Anticholinergika – können die Überaktivität der Blasen- oder Verschlußmuskulatur der Harnröhre wirksam dämpfen.?Außerdem erhöhen diese Medikamente die Blasenkapazität. Auch muskelentspannende Medikamente können die Blasenüberreaktion normalisieren. Auch weitere Therapien, wie die Injektion von Botulinum Toxine A in die Blase, oder die Stimulation der Beckenennerven (Sakrale Nerven-Stimulation – LION Procedure) können nach Misserfolg sämtlicher anderer Therapien indiziert werden.

Scheideneinlagen (Pessare)
Pessare werden in die Scheide eingeführt, um die Harnröhre zu unterstützen. Die Pessare eignen sich besonders für Frauen mit leichter Inkontinenz. Die Frauen können diese selbst einlegen, täglich tragen oder lediglich bei Bedarf, zum Beispiel während einer Erkältung (Niesen, Husten…) oder beim Sport.
Pessare können die Inkontinenz jedoch nur vorübergehend beheben. Wenn sie sich verschlimmert, reichen sie als Hilfsmittel meist nicht mehr aus.

Operatives Verfahren
Es gibt eine Reihe von Operationsmethoden, bei denen die Muskulatur des Beckenbodens gestrafft und die Harnröhre wieder aufgerichtet wird. Der Eingriff wird entweder von der Scheide aus oder per Bauch-spiegelung durchgeführt. Operationen per Bauchschnitt sind heutzutage nicht mehr notwendig und wurden komplett durch minimal invasive Verfahren ersetzt. Auch kombinierte Verfahren werden minimal invasiv angewendet. Weitere Verfahren stützen sich auf die Stimulation der Beckennerven.

Eine Operation ist bei jeder dritten Frau, die an Inkontinenz leidet, notwendig. Die Erfolgsquote ist hoch. Bei ca. 80 Prozent kann eine Heilung bzw. eine starke Besserung der Inkontinenz erreicht werden. Die Indikation einer Operation setzt eine genaue Diagnosestellung – vor allem eine Urodynamik Blasendruckmessung – voraus.